Ist Japan wieder zurück in der Branche?

Ich bin 1991 geboren, habe also die alten und ersten Systeme von Nintendo nicht mehr live miterlebt. Aber ich bin mit der PlayStation und dem Nintendo 64 aufgewachsen, also zwei Systemen aus Japan. Außerdem bin ich mit Marken wie Pokemon und Final Fantasy groß geworden, ich habe die Welten von Mario und Luigi erkundet und bin mit dem kleinen, grünen Link durch Hyrule gestreift. Und obwohl ich offiziell dafür zu jung war (damals war der Jugendschutz noch nicht so streng wie heute) habe ich auch erste Horror-Erfahrungen mit Silent Hill machen dürfen.

Und jetzt die große Frage: Was haben all diese Namen und Marken gemeinsam? Genau, es sind Marken aus dem japanischen Raum.

Kaum ein anderes Land hat den Videospiel-Markt derart geprägt wie Japan. JRPGs, also Rollenspiele aus Japan, waren zu meiner Zeit voll im Trend. Und man muss wissen, dass dieses Genre zur damaligen Zeit noch ein wenig anders ausgesehen hat.

Wenn man heute von einem JRPG spricht, dann denken viele Leute zuerst an eher androgyne Männer mit abenteuerlichen Frisuren und großbrüstige Frauen. Keine Frage, diese Klischees gab es natürlich schon damals, aber sie standen nicht so sehr im Vordergrund. Damals waren JRPGs vor allem für ihre abgedrehten und nicht ganz so konventionellen Geschichten und Szenarien bekannt.

Doch ich würde fast behaupten, dass die Zeit um die 2000er herum von den westlichen Marken geprägt wurde. Vor allem als der PC eine Plattform für Videospiele wurde, veränderte sich der Markt enorm. Plötzlich gab es nicht nur Rollenspiele und Beat’Em’Ups wie Tekken oder Dead or Alive oder Jump’N’Runs wie Super Mario. Dann kamen Genre auf wie Strategiespiele wie WarCraft oder Command & Conquer oder Rätselspiele wie Myst und Syberia oder aber Adventures wie Monkey Island. All diese Konkurrenten stammen von westlichen Studios.

Die Zeit der großen japanischen Marken war mehr oder weniger vorbei, weil sich andere, zumeist westliche Marken etablieren konnten. Seinen scheinbaren Höhepunkt fand diese Entwicklung in der Veröffentlichung der ersten Konsole von Microsoft – der Xbox.

Doch angesichts der jüngst gemachten Ankündigungen und erschienen Spiele könnte man fast meinen, dass die Japaner wieder auf dem Weg nach oben sind. Schaut man sich beispielsweise die jüngsten Rezensionen für Final Fantasy XV an, sieht man schon, dass es deutlich besser abschneidet als der zuletzt erschienene Titel Lightning Returns: Final Fantasy XIII. Auch die enorme Vorfreude auf den nächsten Resident Evil-Teil zeigt, dass die Japaner es wieder richtig machen. Und auch das im letzten Jahr erschienene Metal Gear Solid 5 sprechen für diese These.

Denn leider wurden noch zuvor einige schwere Fehler begangen: Schaut man sich beispielsweise das Debakel um den heiß ersehnten Titel Silent Hills oder den Ärger zwischen Hideo Kojima und Konami allgemein an, dann merkt man schnell, dass die Branche einige Probleme hat.

Allerdings muss man fairerweise auch einräumen, dass auch die westliche Sparte der Videospiel-Branche einige Krisenjahre hinter sich hat. Denn nachdem der Markt nun vollkommen übersättigt ist nach nahezu jährlichen Updates von Call of Duty und Battlefield, und nachdem auch nahezu jedes Jahr ein neues Assassin’s Creed erschien, entschied man sich jetzt dafür, diese Regelmäßigkeit zu durchbrechen. Vielleicht hat man endlich verstanden, dass es eher auf die Qualität, denn auf die Quantität ankommt?

Fakt ist auf jeden Fall, dass die Spieler sich nach etwas Neuem sehnen. Sie sind von den alten Mechaniken ermüdet. Es hat schon einen Grund, wieso die sogenannten Indie-Spiele einen riesigen Boom erlebt haben – und jetzt wieder abflauen, weil sie den Indie-Sektor ebenfalls vollkommen überreizt haben. Denn genau hier könnte die Chance der Japaner liegen, wenn sie jetzt mit neuartigen und innovativen Projekten und Veränderungen um die Ecke kommen wie das noch vollkommen ominöse Death Stranding oder das komplett überarbeitete neue Zelda, dann sollte ihnen eine Renaissance bevorstehen können.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

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